FairMail-Indien wird geschlossen

FMIcloses300Peter den Hond und Janneke Smeulders, Gründer von FairMail, trafen die schwere Entscheidung FairMail-Indien zu schließen.

Was ist passiert?

Aufgrund einer alten Fehde zwischen den Familien zweier FairMail-Jugendlicher wurde, nachdem zwei Jugendliche eine ernsthafte Beschwerde gegen ein anderes Teammitglied geäußert hatten, eine beispiellose Ansammlung von Wut und Missgunst bei diesen Familien freigesetzt. Das angesprochene Fehlverhalten, zusammen mit unbewiesenen Anschuldigungen und heftigen Reaktionen auf diese Anschuldigungen, führten zum Eingreifen der Polizei.

Gefährliche Situation

Wir sind schockiert über das enorme Tempo der Ereignisse und auch darüber, dass wir erst spät durch andere Teammitglieder in Kenntnis gesetzt wurden. Nachdem die Polizei involviert war, verbreiteten sich falsche Gerüchte über FairMails Arbeit. Schnell entwickelten sich Spannungen unter den Teammitgliedern. Dies alles führte zu einer Situation in der kein Arbeiten mehr möglich ist. Darüber hinaus ist eine mögliche Gefährdung von Teammitgliedern, Freiwilligen die das Fotografietraining übernehmen sollten und auch für uns nicht auszuschließen. Der Ernst der Situation wird deutlich anhand der Tatsache, dass ein Teammitglied seit über zehn Wochen aufgrund von nicht gründlich ermittelten Anschuldigungen im Gefängnis sitzt. Wir versuchen alles, damit für das Teammitglied ein ordentliches Gerichtsverfahren eröffnet wird.

Ein großer Verlust

Aufgrund dieser Geschehnisse sehen wir uns zu der Entscheidung gezwungen, alle Aktivitäten von FairMail-Indien ab dem 1.Oktober zu stoppen. Das heißt, die Jugendlichen aus Indien machen auch keine neuen Fotos mehr. Glücklicherweise konnte eine Lösung gefunden werden, mit Hilfe derer es den Jugendlichen weiterhin möglich sein wird, durch den Verkauf ihrer bisherigen Postkartenmotive ihre Ausbildungen zu bezahlen. Dafür hat FairMail eine Kooperationserklärung mit der Asha Deep Schule einer Schule, die in Varanasi Schulbildung für Kinder aus unterprivilegierten Verhältnissen anbietet, erarbeitet. Schon in den vergangenen Jahren bestand eine Zusammenarbeit mit der Asha Deep Schule. Von hier wurden uns Schüler für FairMail empfohlen und wir arbeiteten zusammen bei der Begleitung der Jugendlichen. Die derzeitigen neun FairMail-Jugendlichen gehen oder gingen auf diese Schule.

Bestmögliche Lösung

Ab Oktober 2014 wird also die Asha Deep Schule die Zuständigkeit dafür übernehmen, den FairMail-Jugendlichen ihren Verdienstanteil auszuzahlen und sie darin zu beraten das verdiente Geld in sinnvoller Weise in ihre Bildung zu investieren. Die Asha Deep Schule wird alle Quittungen sammeln, damit FairMail nachweisen kann, wie die jeweiligen Verdienste der Jugendlichen in ihre Ausbildungskosten fließen. Unser einheimischer FairMail-Betreuer wird die Asha Deep Schule in administrativen Aufgaben unterstützen und die Konten der Jugendlichen führen. Auch wird er FairMail auf dem Laufenden über ihre weitere Entwicklung halten. So kann er seinen Teilzeitjob behalten und mit diesem Gehalt weiterhin seine Herkunftsfamilie unterstützen.

Konsequenzen für die Jugendlichen

Trotz der schrecklichen letzten Wochen hoffen wir, uns wieder auf das ursprüngliche Ziel fokussieren zu können, mit dem FairMail einst in Indien startete: benachteiligten Jugendlichen eine Möglichkeit zu bieten, das erlernen zu können, was sie sich erträumen. Die Zahlen lassen annehmen, dass die meisten das auch erreichen werden. Seit FairMail-Indien 2009 startete, haben sechzehn Jugendliche zusammen 45.000 Euro verdient, die sie in ihre Ausbildungen steckten. Gut die Hälfte der Jugendlichen besucht noch eine weiterführende Schule, knapp ein Fünftel hat diese bereits abgeschlossen und eine weitere Ausbildung begonnen. Von den vier Jugendlichen die keinen Schulabschluss auf einer weiterführenden Schule machen konnten, haben sich zwei mit Hilfe ihres FairMail-Verdienstes einen eigenen Betrieb aufbauen können.

Von den zuletzt neun FairMail-Jugendlichen (die sieben anderen sind inzwischen Ehemalige, die die Altersgrenze bereits erreichten), planen sechs eine weitere Ausbildung. Nach unserer Kalkulation gehen wir davon aus, dass sie genug auf ihren Ausbildungskonten haben werden, um die angestrebten Ausbildungen mit den laufenden Einnahmen aus Fotografien bereits produzierter Karten, nach deren Verkauf werden decken können. Drei neuere Teammitglieder werden möglicher Weise nicht genug für eine weitere Ausbildung verdienen können, da es noch nicht genug Karten mit ihren Motiven gibt. Aber die Asha Deep Schule hat angeboten, ihre Ausbildungskosten über Zuwendungen, die von ihren Unterstützern gespendet werden, decken zu wollen.

Alles in allem ist dies ein sehr trauriges Kapitel in FairMails Geschichte. Wir werden die erlebten Ereignisse auswerten und die Lektionen in unsere Strategie mit einbeziehen, wie und wo FairMail in Zukunft wachsen kann.

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